„Einige waren Nachbarn“
– Geschichtsstunde der besonderen Art
Eine Geschichtsstunde der besonderen Art konnten die Schüler*innen der Erbeskopf-Realschuleplus Thalfang im Rahmen einer Ausstellung mit dem Titel „Einige waren Nachbarn“ im Mehrzweckraum der Schule erleben. Die Ausstellung, die vom „United States Holocaust Memorial Museum“ konzipiert und von der Landeszentrale für politische Bildung zur Verfügung gestellt wurde, thematisiert die Verfolgung von Juden und Andersdenkenden während der Zeit des Nationalsozialismus. In der Ausstellung, in der es um ganz gewöhnliche Menschen geht, wird insbesondere die Frage aufgeworfen, wie so etwas unter Nachbarn möglich war. Seit November 2021 hat es sich die Synagogengemeinschaft Laufersweiler zur Aufgabe gemacht, die Ausstellung in Schulen zu zeigen und gemeinsam mit Schüler*innen die Thematik aufzuarbeiten – so wie es an der Erbeskopf-Realschuleplus jetzt auch durchgeführt wurde.
Bereits zu Beginn der „Geschichtsstunde“ holten Carolin Manns und Christof Pies von der Synagoge Laufersweiler die Schüler*innen mit einem Stummfilm emotional ab. Der 1946 auf einem Dachboden in Slowenien gefundene Film zeigte ein Dorf in Oberschlesien, in dem eine 16-jährige polnische Zwangsarbeiterin und ein 19-jähriger deutscher Landarbeiter für ihre verbotene Liebe durchs Dorf getrieben und vor den Augen der Dorfbevölkerung gedemütigt wurden. Bei den Schüler*innen war die Betroffenheit deutlich zu spüren, im vollbesetzten Mehrzweckraum herrschte gedrückte Stille. Dementsprechend schwankten die Reaktionen der Schüler*innen auf die Fragen von Entsetzen bis Fassungslosigkeit.
Im Anschluss konnten sich die Jugendlichen in Kleingruppen einen Einblick in die Ausstellung verschaffen. Auch hier wurde von Carloin Manns und Christof Pies versucht, die Schüler*innen auf emotionaler Ebene zu erreichen – mit Hilfe der Fotos auf den Ausstellungstafeln. Besondere Aufmerksamkeit erregten am Ende der Veranstaltung alte Fotos, die den Marktplatz von Thalfang am Tag nach der Progromnacht 1938 zeigen: die jüdische Bevölkerung von Thalfang, die zusehen muss, wie ihre sakralen Gegenstände und die Einrichtung der Synagoge auf dem Marktplatz von Thalfang verbrannt werden. „Im Ernst?“, war die Reaktion einer Schülerin beim Anblick der Fotos. Auch andere Schüler*innen konnten es nicht fassen, dass solche Ereignisse vor der eigenen Haustür passiert waren.
„Das war uns ganz wichtig, dies zum Schluss zu zeigen“, betonte Carolin Manns und verwies darauf, wie wichtig der regionalen Bezug bei der Aufarbeitung der NS-Zeit ist. Und Christof Pies verwies nochmals darauf, dass die Synagoge Laufersweiler ein umfassendes Programm anbietet.